StuBS
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Ziel dieser Aufgabe ist es, StuBSmI um grundlegende Paging-Funktionalität zu erweitern, Anwendungsprozesse voneinander zu isolieren und Kernel- und Anwendercode voneinander zu trennen. Für diese Aufgabe werden Hilfsdateien in der Vorgabe zur Verfügung gestellt (tools/{init, imgbuilder}.cc
).
Um die Initialisierung des Paging einfach zu halten, soll StuBSmI einen “lower-half”-Kernel darstellen, d.h. die virtuellen Adressen von 0x0 bis z.B. 32 MiB gehören dem Kernel und entsprechen den darunterliegenden physischen Adressen. Der Adressbereich der Anwendungen beginnt also virtuell direkt dort, wo der Kernelbereich aufhört.
Um später einfacher zwischen Kern und Anwendungen isolieren zu können, soll StuBSmI getrennt von den Anwendungen kompiliert werden. Das Buildsystem muss entsprechend angepasst werden. Zusätzlich soll eine Bibliothek “libsys” erstellt werden, in der sich die Syscall-Stubs für die Anwendungen befinden. Mit Hilfe dieser Bibliothek soll nun jede Anwendung für sich kompiliert werden, ohne direkt gegen den Kernel zu linken oder Teile davon zu #include
-en. Damit weiterhin die Konstruktoren von globalen Objekten im Anwendungscode ausgeführt werden, benötigt jede Anwendung die mitgelieferte Datei init.cc
. Zusätzlich ist ein Linkerskript erforderlich, das den endgültigen Aufbau der ausführbaren Datei beschreibt. Dieses Skript sollte unter anderem eine sinnvolle Startadresse definieren, ansonsten ähnelt es aber im Wesentlichen dem Linkerskript des Kernels.
Mithilfe des Programms objcopy
lassen sich dann aus den einzelnen, im ELF-Format vorliegenden Anwendungs-Binaries sogenannte “flat” Binaries generieren, also komplette Speicherabbilder der Programme, die direkt (ohne ELF-Loader zur Laufzeit) zur Ausführung gebracht werden können. Das BSS-Segment sollte dabei nicht vergessen werden (–set-section-flags .bss=alloc,load,contents
).
Multiboot-konforme Bootloader wie GNU GRUB, sowie auch QEMU unterstützen das Laden einer sogenannten initial RAM disk (initrd) zusätzlich zum Kernelimage. Die Anwendungen sollen alle in eine initrd gepackt werden, die mit einem Header versehen wird, in welchem die Informationen zu Anzahl und Größe der Anwendungsbinaries vorliegen. Das mitgelieferte Werkzeug imgbuilder.cc
übernimmt diese Aufgabe; das Auslesen zur Laufzeit muss allerdings selbst implementiert werden. Die Speicherposition und Größe der geladenen initrd
wird vom Bootloader zur Verfügung gestellt, siehe den nächsten Abschnitt.
Um im weiteren Verlauf die Datenstrukturen für das Paging anlegen zu können, muss zunächst der verfügbare physische Speicher ermittelt werden.
Der Bootloader stellt dem Betriebssystem hierfür eine Liste aller vorhandenen, nicht durch Geräte oder Busse belegten Speicherbereiche in einem dokumentierten Format zur Verfügung. Hier ist darauf zu achten, dass bereits von Kernel und initrd belegte Speicherbereiche nicht automatisch von dieser Liste ausgenommen werden, sondern explizit herausgefiltert werden müssen. Weiterhin sollte der Bereich bis 1 MiB nicht benutzt werden(dort sind viele Geräte eingeblendet). Außerdem ist auf manchen Systemen noch zwischen 0x00F00000 und 0x00FFFFFF Speicher für ISA-Geräte eingeblendet (ISA Memory Hole). Dieser Speicher sollte darum ebenfalls herausgefiltert werden. Achtung: Die per Multiboot angegebenen Bereiche können sich überlappen und widersprüchlich sein. Im Zweifelsfall hat nicht-frei (reserved) Präzedenz.
Da das Parsing der Multiboot-Struktur etwas eigenwillig ist, haben wir euch im Namespace Multiboot bereits entsprechende Methoden bereitgestellt.
Es empfiehlt sich, die Implementierung mittels einer Freispeicherbitmap durchzuführen.
Datenstrukturen, die folgende Informationen speichern, könnten sich als nützlich erweisen:
Nun sollen die page directories und page tables für die Anwendungsprozesse aufgebaut werden. Dabei ist auch zu beachten, dass die Prozesse einen les- und schreibbaren Stack benötigen. Weiterhin startet der Userspace bei der Adresse, die im Linkerskript definiert wurde.
Soll nun im Dispatcher auf einen anderen Prozess gewechselt werden (Dispatcher::go
, Dispatcher::dispatch
), muss auch das Mapping des nächsten Prozesses aktiv werden.
Wenn alles funktioniert, können Prozesse nicht auf die Speicherbereiche von anderen Prozessen zugreifen und auch nicht auf den immer eingeblendeten Kernelbereich. Syscalls und Interrupts sollten wieder funktionieren und der Kernel kann problemlos auf den Speicher des aktuell unterbrochenen Prozesses zugreifen.
Genaue Informationen zum Paging finden sich im Intel-Handbuch in Kapitel 4. Es ist sinnvoll, die erste Page (ab Adresse 0x0) dauerhaft nicht zu mappen (um bei Zugriff einen Page Fault zu provozieren). Um mehr Platz im Kernelbereich zu haben, bietet es sich an die initrd an geeigneter Stelle bei der Initialisierung zu verschieben, dieser Speicherbereich kann dann als frei markiert werden. Es empfiehlt sich, erstmal nur ein Mapping für den Kernelbereich aufzusetzen, der CPU zu übergeben und die korrekte Funktionalität zu testen (Hinweis: Achtet dabei auf den IOAPIC und den LAPIC). Es ist in dieser Aufgabe (noch) nicht nötig, eine Behandlung für Pagefaults zu implementieren. Diese kann aber zum Debuggen dennoch sinnvoll sein.
Um die Möglichkeiten der Speicherverwaltung an die Benutzerprogramme weiter zu geben, sollen noch zwei weitere Systemcalls implementiert werden.
Der map
-Systemaufruf soll Seiten der Größe size
in den aktuellen Adressraum einblenden. Dafür muss das Betriebssystem eine geeignete Lücke im Benutzeradressraum finden und dort freie Seiten einfügen. Der Speicher sollte initial ausgenullt sein. Falls die Allokation fehlschlägt, soll map
einen sinnvollen Fehlercode zurückgeben.
Der exit
-Systemaufruf beendet den aktuellen Prozess und gibt alle damit verbundenen Resourcen frei. Dieser Systemaufruf darf auf keinen Fall zur Anwendung zurückkehren. Zur Validierung der Speicherfreigabe soll der Zustand der Freispeicherverwaltung ausgegeben werden. Nach dem Beenden aller Anwendungen soll genau so viel freier Speicher zur Verfügung stehen wie vor dem Start der ersten Anwendung.